Die Rekorde purzeln, seit Erik Riss die Bahnsportszene aufmischt: Deutscher Langbahn-Vizemeister bei den Senioren 2011 im ersten Lizenzjahr, jüngster GP-Finalteilnehmer und derzeit WM-Zweiter als Debütant, gerade erst – als 18-Jähriger - Deutscher Langbahnmeister geworden. Und nun also könnte, so denn alles klappt, am kommenden Wochenende die erste WM-Goldmedaille um Erik Riss‘ Hals baumeln. Deutschland – darin ist sich die Fachwelt sicher – gehört auch nach Rang vier im Vorjahr neben den Niederlanden, Frankreich und Großbritannien zum engeren Favoritenkreis in Sachen Langbahn-Team-Weltmeisterschaft. Auch dass das Team um Teammanager Josef Hukelmann, Teamkapitän Enrico Janoschka, den mehrfachen Team-Weltmeistern Stephan Katt und Jörg Tebbe sowie Erik Riss das Edelmetall zurückerobern will, kann zweifelsohne behauptet werden. Immerhin war man bereits sechs Mal Weltmeister – in unterschiedlichen Besetzungen. Besonders, wenn auch wenig verwunderlich oder gar überraschend, ist 2014 allerdings die Nominierung eines 18-Jährigen. Als „Phänomen“, als „Fahrer wie vom anderen Stern“, als „jemanden mit einer unglaublichen Motivation und unbändigem Siegeswillen“ beschreibt Teammanager Josef Hukelmann seinen Neuling Erik Riss: „Trotzdem strahlt der Junge eine ungemeine Ruhe aus, lässt sich nicht von den Leuten hochjubeln – das spricht für sich.“
Für sich spricht auch, dass der Bad Wurzacher selten mit sich zufrieden ist, auch dann noch nach dem Quäntchen Verbesserungspotenzial sucht, wenn andere längst respektvoll den Hut ziehen. Jubelarien und ausufernde Siegesfeiern sind nicht sein Ding. Beispiel: Marmande, Grand Prix zwei, zum zweiten Mal Platz drei in der laufenden WM: „In Marmande merkte ich, dass es trotz vielem Training an Fitness fehlte. Das hat mich gewurmt. Und ich wusste: Ich muss noch mehr tun.“ Riss hat mehr getan. Die DM gewonnen, bei seinem Heimrennen in Memmingen die Gegner geradezu degradiert. Für den wegen Starkregens schließlich gecancelten Grand Prix in Eenrum am vergangenen Samstag hatte er große Ziele. Auch wenn das Aufeinandertreffen mit dem derzeitigen WM-Leader Jannick de Jong am Ende nicht gewertet wurde, war es für Erik Riss von Belang und eher unerfreulich: „De Jong hat mich nach gutem Start im ersten Rennen überholt. Ich kam nicht mehr vorbei, obwohl ich bis zum Schluss gekämpft habe.“
Bei der Team-WM wird Riss erneut auf de Jong treffen. Prognosen aufgrund des jüngsten Fightes möchte er nicht wagen: „Eenrum war eine Grasbahn, Forssa ist eine Langbahn. Die 1000-Meter-Bahnen liegen mir gut.“ Auch von Gold, Silber, Bronze oder (möglichen) neuen Rekorden will sich Erik Riss nicht beeindrucken und schon gleich gar nicht unter Druck setzen lassen: „Mit 18 Jahren Gold – klar wäre das cool! Aber Finnland ist ein Teamwettbewerb. Da kommt es auf die Leistung aller an, da ist ein guter Teamgeist wichtig.“ Für Erik Riss wird es am Samstag erneut eine Premiere, eine neue Erfahrung, werden. Eine, für die er ebenso rackern wird wie für alles andere, was er in kurzer Zeit schon erreicht hat: „Ich freu mich jedenfalls drauf!“ Bei den Gegnern könnte die (sportliche) Wiedersehensfreude hingegen möglicherweise deutlich geringer ausfallen.